Weihnachtsgeschichten
Kurze Nikolausgeschichte
Wie Nikolaus dem Knecht Ruprecht einen Streich spielte
Nikolaus ist der Liebling aller Kinder. Jedes Jahr, am 6. Dezember, hat er alle Hände voll zu tun. Mit seinem großen Schlitten saust er dann durch verschneite Wälder und über klirrendes Eis. Er möchte schließlich seinen kleinen Freunden pünktlich ihre Geschenke bringen.
Doch genauso, wie die Kinder ihren guten Nikolaus ins Herz geschlossen haben, fürchten sie sich vor dem bösen Knecht Ruprecht. Besonders im Fichtelgebirge trieb diese grimmige Gestalt jahrelang ihr Unwesen. Er hatte immer einen großen Sack dabei, in welchem er die armen Kinder steckte und mitnahm. Doch an seiner schwarzen Kutte und den tückisch funkelnden Augen erkannten ihn die Kleinen alsbald. Wenn er am 6. Dezember an die Haustüre klopfte, schauten sie erst aus dem Fenster. Wenn sie dann die schwarze Gestalt sahen, blieb die Türe verschlossen.
Daraufhin ersann der böse Mann eine List. An einem 6. Dezember verkleidete er sich als Nikolaus. Er vertauschte seine schwarze Kluft mit dem roten Nikolausgewand und klebte sich einen falschen weißen Bart ins Gesicht. Mit einem großen Sack machte er sich dann auf, um die Kinder zu fangen. Doch er hatte keine Geschenke dabei. Den Sack füllte er mit Stroh um die Täuschung perfekt zu machen. So gingen ihm in jenem Jahr viele Kinder in die Falle.
Der gute Nikolaus erfuhr jedoch sehr bald von Knecht Ruprechts Untaten. Er beschloss, diesem einen Streich zu spielen. Am darauffolgenden Nikolaustag versteckte sich der gute Mann im Wald. Er wollte den finsteren Gesellen abfangen. Lange brauchte Nikolaus nicht zu warten. Plötzlich fegte ein eisiger Wind durch die Bäume und die Gestalt des Knecht Ruprechts erschien auf der Lichtung. Noch war er in seine schwarze Kutte gehüllt. An einer großen Fichte machte er Halt und öffnete einen Sack. In seinem Versteck konnte Nikolaus beobachten, wie der böse Geselle ein rotes Gewand und einen falschen Bart hervor holte. Knecht Ruprecht war gerade beim Umkleiden, da trat St. Nikolaus auf ihn zu.
„Gott zum Gruß Gevatter!“, sprach Nikolaus,“ was ist denn das für eine seltsame Verkleidung?“
Knecht Ruprecht stand starr vor Schreck.
„Ich…ich wollte nur…“.
„Du wolltest mir die viele Arbeit abnehmen, nicht wahr?“, fragte Nikolaus listig.
„Ja! Genau! Du hast es erraten!“, heuchelte der falsche Geselle, „Du wirst auch nicht jünger, da habe ich mir gedacht….“
„Das ist sehr lieb von Dir“, lächelte St. Nikolaus, „und zum Dank, dass Du so gütig bist, habe ich mir auch etwas für Dich ausgedacht“.
Nikolaus zeigte auf seinen Sack.
„Hier, siehst Du? Ich habe in diesem Jahr auch ein Geschenk für Dich dabei!“
Knecht Ruprecht sah den heiligen Mann ungläubig an.
„Für mich?“, sprach er entgeistert, „das wäre doch nicht nötig gewesen!“
„Und ob!“, lächelte dieser, „jetzt komm‘ und schau, was ich Dir mitgebracht habe!“
Ruprecht ging mit Nikolaus zu dessem Sack. Dieser öffnete ihn langsam und bedächtig.
„So, und nun schau! Dies ist Dein Geschenk!“
Als der finstere Knecht in den Sack schaute, sah er unter anderem eine große Rute darin liegen. Blitzschnell leerte Nikolaus den Sack aus und stieß Knecht Ruprecht hinein. Dieser war so überrascht, dass er sich nicht wehren konnte. Nun band Nikolaus den Sack zu und verprügelte den bösen Knecht mit der großen Rute. Ruprecht schrie und tobte, doch in dem großen einsamen Wald hörte ihn niemand. Als Nikolaus fertig war, hängte er den Sack an einem Baum auf.
„Du wirst nie wieder die Kinder einfangen oder ihnen weh tun!“, rief er zornig.
Dann packte er seine Geschenke in Ruprechts Sack und fuhr davon. Irgendwann konnte sich Knecht Ruprecht halb erfroren aus dem Sack befreien. Den Kindern hat er nie wieder etwas zuleide getan.
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