Weihnachtsgeschichten
Weihnachtsgeschichte für Beamte
Oben im Himmel herrscht große Aufregung: Der Kollege Osterhase hat seinen Dienst beendet und hat sich auf Wolke 556 niedergelegt, um sich zum wohlverdienten Schlaf während der folgenden 12 Monate zu begeben. Jetzt, wo Meister Lampe mit seinem Job fertig ist, müssen der Heilige Sankt Nikolaus, die Weihnachtszwerge, die Elfen und Engel und natürlich der liebe, gute Weihnachtsmann samt seiner etwas pummelig gewordenen Weihnachtsfrau in Aktion treten. „Ach ja, der Osterhase hat es gut“, seufzt der Weihnachtsmann. „Warum?“, fragt völlig unbedarft seine etwas einfach gestrickte Weihnachtsfrau. Liebevoll sieht er sie an und klärt sie auf: „Weißt du, meine Liebe, von ihm, da verlangen die Menschen stets Eier in jeglicher Form. Bunte Ostereier, Schokoladeneier, mit Eierlikör und anderem ekligen Zeug gefüllte Eier, Gelee-Eier und – wenn’s hoch kommt – mal einen Schokohasen. Von mir aber, da verlangt jeder, dass ich ihm seinen Wunsch von den Augen ablese und auch bringe. Wenn ich das nicht tue, schimpfen sie und glauben, es gäbe mich nicht.“ „Aber das ist doch nicht so schwierig“, meint da völlig unschuldig die Weihnachtsfrau und stopft sich noch den Rest des Schokoladenhasens in den Mund, den ihr Meister Lampe ins Osternest auf Wolke 212 gelegt hatte. „Du musst nur ganz einfach das besorgen, was sich die Menschen wünschen!“ – „Wenn das so einfach wäre!“, meint Gevatter Weihnachtsmann und kratzt sich seinen 7400 Jahre alten Bart. „Menschen sind komische Lebewesen: Heute wünschen sie sich eine CD – Morgen laden sie sich diese selber aus dem Internet herunter, weil sie meinen, es würde zu lange bis Weihnachten dauern. – Dann wünschen sie sich eben einen neuen CD-Player, denn schließlich braucht man ja in jedem Zimmer einen – aber auch das dauert ihnen zu lange, denn letztendlich gibt es ja gerade beim Medion-Markt einen im Angebot. Und so geht es immer weiter. Bis es schließlich der 23. Dezember ist und der Mensch nicht mehr weiß, was er sich wünschen soll, und auch wir hier droben keine Zeit mehr haben, die Geschenke zu besorgen. Und bei den Kindern ist es ganz schlimm: Die brauchen nur ein wenig zu motzen, mit den Äuglein zu klimpern oder ihr übervolles Sparbuch zu plündern, und schon hat sich ihr Wunsch erfüllt. Ich kann nicht mehr, mein Leben wird mir langsam zu schwer. Ich glaube, ich habe Burn-out!“ Der Weihnachtsmann geht mit hängenden Schultern sowie nachdenklichem Blick in sein Büro und murmelt dabei: „Ach, wenn ich doch nur in der Schule fleißig gewesen wäre und einen anderen Beruf gelernt hätte, einen, bei dem mich alle lieben…einen, der einfacher ist…einen, der alle Menschen glücklich macht, einen, der mir Freizeit schenkt. Eben den Idealberuf…“
Das hört der Engel Immanuel, der gerade des Wegs daher geflogen kommt und gesellt sich zur Weihnachtsfrau. Eigentlich war er auf dem Weg zur Werkstatt, um zu sehen, welche Materialien für die Weihnachtsgeschenke noch fehlten, denn er muss sich beeilen, schließlich ist ja schon der 5. April. Gemeinsam sinnieren die beiden, wie sie dem armen Weihnachtsmann helfen könnten. Was wünschte er sich noch? Einen anderen Beruf?
Da er und die nette aber nicht sehr schlaue Weihnachtsfrau nicht weiterkommen, beschließt man, einen himmlischen Rat einzuberufen, um ihrem zweithöchsten Chef zu helfen. Schließlich ist man ja eine Gemeinschaft, eine himmlische Gemeinschaft!
Schnell versammeln sich alle Engel, Elfen, Weihnachtszwerge, der Heilige Nikolaus und die Weihnachtsfrau auf Wolke 007. Man berät, verwirft, spekuliert und schwadroniert. Aber zu einem richtigen und einstimmigen Ergebnis kommt man nicht. Was wollte der Weihnachtsmann? Einen weniger anstrengenden Beruf? Einen Beruf, bei dem er von allen geliebt wird? Einen Beruf, der alle Menschen glücklich macht? Einen, der ihm Freizeit schenkt? Kurzum: Den idealen Beruf. Aber welcher ist das? Hier im Himmel kennt man ihn wohl nicht, denn sonst hätte der Weihnachtsmann das ja gesagt. Also bleib nur eines: Die Engel werden auf die Erde geschickt, um auszuspionieren, welches wohl der ideale Beruf sei, damit man dem Weihnachtmann diese Ausbildung schenken könnte.
Gesagt getan! Die drei Klügsten, Geschicktesten und Schnellsten machen sich auf den Weg zur Erde. Die kleine Inge, landet im Rheinland. Die wasserstoffblonde Michaela verschlägt es nach Hamburg, und der überaus gescheite Gabriel fährt zunächst mit dem Wolkentaxi gen Süden, um dann mit seinem versteckten Turbo unterm Flügel in München, direkt im Olympiapark, zu landen. Jeder für sich macht sich auf den Weg. Und jeder macht andere Erfahrungen:
Inge betritt gleich mal das höchste Gebäude der Stadt, deren Namen sie gar nicht kennt, und geht in die erste Tür im 6. Stock. Dort sitzt ein Mann hinter einem Schreibtisch und tut so, als würde er arbeiten. Den Bleistift in der Hand, viele Akten und Zettel um sich herum als Mauer aufgetürmt sowie den Computer auf Facebook gestellt, so sitzt und sitzt und sitzt er da. Inge beobachtet ihn. Es ist gerade 10.00 Uhr. Eine Viertelstunde später scheint er Hunger zu haben, er packt eine Plastikdose voller Essen aus, schlägt die BELLT-Zeitung auf und liest. Eine halbe Stunde später setzt er sich wieder hinter seinen Aktenberg, um noch einmal zweieinhalb Stunden dort regungslos zu verbringen. Dann folgt eine lange Mittagspause. Danach ist wieder der Schreibtisch angesagt, wo man ihn leise schnarchen hört, denn schließlich machen das viele Essen und das Anstehen in der Kantine müde. Weitere 3 Stunden vergehen, dann packt der Mann seine Tasche und geht heim. „Das ist der ideale Job für unseren Weihnachtsmann“, denkt Engel Inge „wenn ich nur wüsste, wie der heißt!“. Er fliegt zum Ausgang hin und liest dort in großen Lettern ‚FINANZAMT‘. „Ach“, denkt der Engel, „unser Weihnachtmann soll Finanzamt werden.“
Derweil macht sich die wasserstoffblonde Michaela auf, um durch Hamburgs Straßen zu gleiten und nach dem idealen Beruf für ihren Vize-Chef zu suchen. Dabei trifft sie auf einen Mann, der chice Kleidung trägt. Er hat eine Mütze auf und ist in Begleitung zweier weiterer Männer, die das gleiche Outfit tragen. „Wahrscheinlich war die Kleidung im Dutzend billiger“, denkt der Engel. Er beobachtet die Männer genau, denn sie scheinen interessant zu sein. Sie betreten eine Art Geschäft, wo lauter Frauen sind, die arm zu sein schienen, denn außer Unterwäsche können sie sich wohl nichts leisten. Die Männer verschwinden im Haus und kommen erst eine Stunde später wieder heraus. Was die dort wohl gearbeitet haben? Sicher was Tolles, denn sie sehen glücklich aus! Vielleicht haben sie ja geholfen, dass die Frauen sich etwas Wärmeres zum Anziehen nähen können?! Nun halten die Männer einen großen, stattlichen Muskelprotz an. Er gibt ihnen ein Papier, die Männer schütteln den Kopf, der Schönling reicht ihnen ein Bündel Geldscheine, die Männer lächeln und verabschieden sich. Wieder strahlen sie. Dann setzen sie sich in ein Café, flirten ein wenig mit der Bedienung, zücken ihre iPads und scheinen abermals recht zufrieden zu sein. Es ist übrigens ein tolles Café, wie Michaela bemerkt, denn die Männer trinken und essen und müssen nichts bezahlen. Nun steigen sie in ein blau-weißes Auto, das auf dem gegenüberliegenden Parkplatz steht, ein und fahren weg. Auf dem Fahrzeug steht ‚POLIZEI‘. Jetzt weiß Michaela, welcher Beruf glücklich macht: Polizei! Es ist schon spät, und die wasserstoffblonde Michaela meint, genug gesehen zu haben. Sie macht sich auf den Rückweg.
Im südlichen München indes hört Gabriel lautes Geschrei, wildes Getobe sowie auch unendlich vieles Lachen. Da muss was los sein, denkt er sich und geht den Geräuschen nach. Er stößt auf eine Gruppe kleiner Menschen. Man nennt sie auf der Welt ‚Kinder‘, das weiß der gescheite Engel sofort. Mitten unter ihnen sitzt ein Mann, der es sich offensichtlich gutgehen lässt. Er isst und trinkt und scheint in ein Buch vertieft zu sein. Die Kinder aber schreiben, diskutieren und freuen sich. Einige Kinder hört er sogar sagen: „Mensch, das ist ja ganz schön schwierig!“ Nach einer Weile stellen sich alle Kinder in Zweierreihe auf und marschieren in ein großes Gebäude. Gabriel nichts wie hinterher! Dort angekommen, setzen sich die Kinder jeder auf einen eigenen Stuhl, und der Mann schreibt etwas an die Tafel. Schade, dass Gabriel nicht lesen kann. Doch der Mann scheint das auch nicht zu können, denn er fragt: „Wer kann mir das mal vorlesen?“ Und sofort melden sich 20 kleine hilfsbereite Hände. Überhaupt scheinen die Kleinen den Mann sehr zu mögen, denn sie beantworten ihm sämtliche Fragen. Dann klingelt es. War es der Wecker? Jedenfalls stürmen alle aus der Tür, nur der Mann bleibt sitzen, isst mal wieder ein leckeres Brot, liest in irgendwelchen Heften und malt mit einem roten Stift irgendwelche Bildchen hinein. Nachdem es wieder geklingelt hat, geht er in eine große Halle, wo die Kinder bereits warten. Gespannt stellt sich der gescheite Gabriel in eine Ecke und wartet ebenfalls. Der Mann trällert auf einer Pfeife und die Kinder tanzen nach seiner Pfeife. Einfach toll! Um 13.00 Uhr klingelt der Wecker wieder, und er hört, wie der Mann laut sagt: „Feierabend! Ich gehe jetzt nach Hause, ich brauche meine Ruhe!“ „Das ist der ideale Beruf für unseren Weihnachtsmann“, denkt der Engel und rennt ebenfalls aus dem Gebäude. Im Vorbeigehen hört er zwei Kinder sagen: „Schule ist toll!“ „Ja, unser Weihnachtsmann soll Schule werden!“ Damit macht er sich auf in den Himmel.
Die anderen himmlischen Bewohner warten schon gespannt auf die Rückkehr der drei Engel. Schnell versammelt man sich wieder, während der Weihnachtsmann immer noch schläft. Man beratschlagt abermals, diskutiert und findet keinen gemeinsamen Konsens. Nur so viel ist klar: Alle drei Berufe scheinen die idealen Berufe zu sein. Aber gleich drei Berufe auf einmal, das hält das alte und gestresste Herz des Weihnachtsmanns sicherlich nicht aus. Sie gehen also zum Himmelspsychiater, um sich Rat zu holen. Der referiert kurz über das Burnout-Syndrom und meint: „Ideal ist es, wenn ihr eine Gemeinsamkeit findet, die alle drei Berufe in einem vereint.“ Ratlose Gesichter! Da meldet sich der kleine Weihnachtselfe Minimax schüchtern zu Worte: „Lasst uns doch googeln!“ Gesagt – getan. Petrus als IT-Beauftragter fährt schnell den himmlischen PC hoch, loggt sich aus der Wettervorhersage aus und geht zu Google. Er gibt ein: Polizei – Schule – Finanzamt. Schon bald kann man das Ergebnis lesen: „Beamte in Deutschland…juristische Person des öffentlichen Rechts… Treueverhältnis… unmittelbar… mittelbar… Beamte haben sich ferner mit voller Hingabe bzw. vollem persönlichen Einsatz ihrem Beruf zu widmen.“ O Mann, war das schwer zu verstehen. Minimax aber fasst zusammen: „Ist doch klar, alle drei Berufe nennt man ‚Beamte‘. Es gibt sie nur in Deutschland. – Und bald wohl auch bei uns im Himmel. – Sie sind Personen, die immer Recht haben. – Wie unser geliebter Weihnachtsmann auch. Sie sind treu – wie auch er. Denn schließlich ist er bereits über 500 Jahre mit unserer geliebten Weihnachtsfrau verheiratet. Er ist ‚unmittelbar‘ bei uns und ‚mittelbar‘ für die Menschen da. Und den ‚vollen Einsatz‘, den kann ihm auch gar keiner absprechen. Also hat unser Weihnachtsmann bereits die idealen Voraussetzungen, um ein Beamter zu werden! Wir müssen es ihm unbedingt sagen. Dann schicken wir ihn kurz auf die Erde zur Hospitation, und er wird wieder glücklich werden.“ Die ganze Himmelsschar jubelt so laut, dass unser Weihnachtsmann davon erwacht.
-
Weihnachtsgeschichtenvor 13 Jahren
Kurze Weihnachtsgeschichte für Erwachsene
-
Weihnachtssprüchevor 12 Jahren
Sprüche zum Wichteln
-
Weihnachtssprüchevor 11 Jahren
Weihnachtssprüche für die Eltern
-
Weihnachtsgedichtevor 13 Jahren
Weihnachtswünsche für Erzieherinnen
-
Weihnachtssprüchevor 11 Jahren
Weihnachtssprüche für die Enkelkinder
-
Weihnachtswünschevor 12 Jahren
Weihnachtswünsche für den Chef
Neue Kommentare